Dienstag, 9. Oktober 2012

Jennifer Benkau

Hallo,
mittlerweile seid ihr es ja gewohnt, dass am Donnerstag ein Interview hochgeladen wird. Ich hoffe, ihr habt es euch vor dem Rechner schön gemütlich gemacht, was zu trinken oder zum Knabbern in der Hand und seid  damit gerüstet für ein paar schöne Minuten mit Jennifer Benkau. Auch sie war so freundlich und hat mit ein Interview gewährt, wofür ich mich recht herzlich bedanken möchte.
Lange Rede, kurzer Sinn. Hier ist es…

1.Du bist sowas wie ein aufgehender Stern am deutschen Autorenhimmel und hast seit 2010 sage und schreibe fünf Bücher veröffentlicht. Wie sehr hat sich dein Leben seither verändert? Das muss doch eigentlich deine gesamte Lebensplanung über den Haufen geworfen haben?


Lach. Lass uns hoffen, dass ich keine Sternschnuppe werde, die verglühen so schnell. Im Ernst: ich hatte das Glück, dass mein Mann meinen Wunsch, Autorin zu werden, eine Weile mitgetragen hat, sodass ich Vollzeit schreiben konnte, obwohl ich noch nicht nennenswert Geld damit verdient habe. Inzwischen kann ich das Schreiben als meinen Brotberuf bezeichnen und arbeite hart, damit das auch so bleibt. Hätte mir das jemand vor fünf Jahren erzählt, hätte ich ihn aber für verrückt erklärt.

2.Du hast gerade beim Script5 Verlag dein erstes Hardcover rausgebracht. Dark Canopy bewegt sich seitdem bei Amazon auf recht erfreulichen Rängen und bekommt furiose Kritiken. Wie kommt man nur auf so einen ausgefallenen Plot, der so viele zu solchen Begeisterungsstürmen hinreißt? 


Unter uns: Ich finde den Plot nicht ausgefallen, um ehrlich zu sein, dachte ich lange, er wäre „zu gewöhnlich“. Aber mich hat die Geschichte um Joy in dieser düster ummantelten Welt einfach sehr berührt und ich hatte die Hoffnung, dieses Gefühl auch an die Leser weitergeben zu können. Wann immer ein Leser mich wissen lässt, dass es gelungen ist, geht mir das Herz auf.

3.Wie diszipliniert bist du beim Schreiben? Legst du eine bestimmte Seitenanzahl fest oder setzt du dich hin und schreibst bis du leer bist? 


Sowohl als auch. Das kommt immer ein bisschen darauf an, wie viel ich tun muss – und wie leicht es mir gerade fällt.

4.Du wirst ja von einer Agentur vertreten, die dir sicherlich auch den Weg zum Script5 Verlag geebnet hat. Hast du lange gezögert, ehe du diesen Weg eingeschlagen hast, oder haben Sie eher dich gefunden?


Wie viele Kollegen habe auch ich erst mal Absagen gesammelt und lernen müssen, dass das, was ich für ein tolles Manuskript hielt, niemanden vom Hocker gerissen hat. Aber ich bin recht hartnäckig, schreibe den nächsten Text und irgendwann hat es dann geklappt, der Knoten platzte und ich konnte unter mehreren Agenturen wählen und musste plötzlich selbst Absagen schreiben.

5.Du schreibst Dystopien und paranormale Fantasy. Wirst du diesem Genre treu bleiben, oder planst du langfristig auch in anderen Bereichen?


Man wird mich in jedem Fall weiterhin in der Fantasy antreffen, ein bisschen Liebesgeschichte kann ich fast auch versprechen. Ansonsten ist das Feld groß – viel Platz, um mich auszutoben.

6.Was darf man als Schriftsteller auf keinen Fall haben, abgesehen von einer Schreibblockade?


Zu viele Selbstzweifel können einem das Leben schwer machen – zu wenige aber auch. Wer nicht kritikfähig ist, sollte sich eine andere Beschäftigung suchen oder nicht veröffentlichen, denn kritische Stimmen wird man immer hören – und das ist auch gut so.

7.Du bist oft auf Lesungen und suchst den Kontakt zu deinen Fans. Fällt es dir leicht, vor Menschen zu sprechen oder kostet es dich Überwindung?


Es kostet mich schon Überwindung, ja. Ich bin auch gerne mal nervös, verhaspele mich und erzähle meinem Publikum dann, dass ich schon vor fünf Minuten den Faden verloren habe ;-) Lampenfieber – ja. Aber es macht mir auch Spaß und nach dem ersten Patzer (und reichlich Lachern auf meine Kosten) kann ich mich meist entspannen.

8.Wenn man schreibt liegen einem alle Bücher am Herzen. Sie sind wie Kinder. Man bringt sie zur Welt, kümmert sich um sie, füttert sie mit Worten und Gedanken und sieht ihnen mit seligem Lächeln beim Wachsen zu. Aber bestimmt gibt es ein Buch, oder eine Figur, die dir besonders nahesteht. Verrätst du uns welche?


Ich mag den Kinder-Vergleich nicht mehr so gerne, auch wenn ich ihn früher selbst bemüht habe. Inzwischen weiß ich aber: Man kann Bücher so sehr „loslassen“, wie man es mit einem Kind nie tun sollte. Ein Buch ist irgendwann fertig und verändert sich nicht mehr – ein Mensch entwickelt sich weiter bis zu seinem Tod.
Es gibt zwei Manuskripte, deren Figuren für mich etwas ganz besonderes sind – noch besonderer als alle anderen. Zufällig kommen beide im Jahr 2013 raus, das eine im Sommer im SiebenVerlag und das zweite im Herbst bei Script5. Ich darf über beide leider noch nicht viel erzählen, nur soviel: Es handelt sich in beiden Fällen um junge Figuren, die große Verluste durchmachen mussten, bzw. müssen. Ich kann auch nach dem 50sten Mal lesen noch mit ihnen lachen und weinen. In dem Fall kann ich schon sagen, „Lieblingskinder“ zu haben, ja.

9.Wenn du deine Schreibe mit einer bestimmten Musikrichtung vergleichen müsstest, was wärst du und warum?


Was für eine tolle Frage! Einer meiner ersten Leser (ein junger Mann übrigens) schrieb mal: "Die Benkau macht Alternative Rock auf Papier. Das ist laut und romantisch - lässig und ernst - mainstream und irgendwie doch nicht." Das hat mich wahnsinnig gefreut, weil es zum einen das ist, was ich rüberbringen möchte, und zum anderen, weil das auch genau die Musikrichtung ist, die ich selbst am liebsten mag.


10.Mit welcher Person des aktuellen Weltgeschehens würdest du gerne einen Nachmittag verbringen?


Schwierige Frage. Vermutlich sollte ich mich mit jemandem treffen wollen, der einflussreich und reich genug ist, um die Welt retten zu können. Aber ich schreibe ja Dystopien, ich weiß also, dass gut gemeint manchmal das Gegenteil von gut gemacht ist und Katastrophen oft unter besten Absichten entstehen. Außerdem neige ich dazu, in Fettnäpfchen zu treten. Vielleicht … ist es sicherer, wenn ich Jared Leto treffe und ihn dazu inspiriere, mir Soundtracks für alle meine Bücher zu produzieren ;-)

Ich bedanke mich im Namen des Lesewelt-Teams für das tolle Interview und die klasse Antworten. Noch weiterhin viel Erfolg, Gesundheit und natürlich viele Ideen für die Zukunft.

Vivian, Karin und Tasha

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