Guten Abend,
die Newcomerin Carina Bartsch hat mir netterweise ein
paar Fragen beantwortet. Ich bedanke mich ganz herzlich bei ihr und
hoffe, ihr habt viel Freude mit dem Interview.
Here we go….
1.Du bist eine Jungautorin, die einen Schritt gewagt hat, für
den viele nicht den Mut aufbringen würden. Du hast einen eigenen Verlag
gegründet. Wie lange haben die Vorbereitungen gedauert, von der Idee,
bis zur tatsächlichen Umsetzung?
Die Idee hatte ich schon seit mehreren Jahren im Hinterkopf. Im
Frühjahr 2010 wurde aus der fixen Idee dann eine ernsthafte Überlegung.
Ich setzte mich damit auseinander, begann zu recherchieren, erzählte
Freunden und Familie davon und wollte deren Meinung wissen. Ende
Sommer/Anfang Herbst 2010 war die Entscheidung gefallen. Nach einem Jahr
Arbeit, im Herbst 2011, hielt ich zum ersten Mal das gedruckte Buch in
den Händen.
(Rechnet man das Schreiben mit dazu, dauerte es vom ersten Satz bis zum gedruckten Buch 3 Jahre)
2.Mit dem Wissen, dass du heute hast, würdest du es heute genauso nochmal machen?
Auf jeden Fall. Die Entscheidung, den Schandtaten Verlag zu
gründen, gehört mit Sicherheit zu den besten meines Lebens. Es läuft
zehnmal besser als erwartet, die Resonanz ist überwältigend und alles
hat sich bereits jetzt mehr als rentiert.
3.Warum gleich ein eigener Verlag und nicht einfach ein Ebook, so wie es die meisten praktizieren?
Ich nehme das Schreiben sehr ernst. Mir war immer klar, wenn ich
ein Buch eigenhändig veröffentliche, dann richtig. Bei einem
professionellem Lektorat angefangen, über das Layouten und Setzen, bis
hin zum Druck und schließlich dem Gründen eines Verlags. Am Ende sollte
ein Buch dabei herauskommen, das in jeder Buchhandlung der Welt
ausliegen könnte und von anderen Verlagsbüchern nicht zu unterscheiden
ist.
Es war ein langer und harter Weg, der mich viel Nerven
kostete. Aber da ich ein Autodidakt bin und von Freunden immer wieder in
meinem Vorhaben bestärkt wurde, habe ich mich bis zum Ende
durchgebissen.
Dadurch, dass man bei jedem einzelnem Schritt der Entstehung dabei war
und immer selbst Hand angelegt hat, entwickelt man eine ganze andere
Bindung zum fertigen Buch. Ein Manuskript bei einem Verlag einzureichen
und die restliche Arbeit den Fachleuten zu überlassen, ist damit nicht
zu vergleichen.
4.Worin liegt für dich der besondere Zauber des Schreibens
und wie bist du überhaupt dazu gekommen, dein Kopfkino in Form von
Wörtern Wirklichkeit werden zu lassen?
Schreiben ist für mich die absolute Freiheit. Eine Welt ohne
jegliche Grenzen. Nur mit der Kraft der Gedanken und der eigenen
Vorstellungskraft kann man auf einem leeren Blatt Papier ein ganzes
Universum entstehen lassen. Das geschriebene Wort ist eine Melodie,
zaubert Bilder und weckt Gefühle beim Leser.
Ich liebe es, mir Charaktere auszudenken, mich in sie
hineinzuversetzen und ihnen Leben einzuhauchen. Außerdem lernt man beim
Schreiben nie aus. Es ist eine lange Reise, man steht niemals auf
demselben Fleck und entdeckt immer wieder Neues. Jede Geschichte ist
anders, jedes Projekt unterscheidet sich von dem vorangegangen, der
Abwechslungsreichtum und die Möglichkeiten sind unendlich. Schreiben ist
meine absolute Leidenschaft. Ich kann einfach nicht ohne.
Wie ich dazu kam, war purer Zufall und liegt inzwischen fast fünf
Jahre zurück. Im Kopf hatte ich bis dahin schon öfter Geschichten
gesponnen, aber nie den Schritt getan, sie tatsächlich aufzuschreiben.
Damals las ich ein Buch, ein sehr Unbekanntes, dessen Ende mir nicht
gefiel. In geistiger Umnachtung setzte ich mich an den PC und schrieb
mein eigenes. So fing alles an und diesem Zufall bin ich wahnsinnig
dankbar. Ich hatte in meinem Leben immer nach etwas gesucht, etwas, das
ich immer tun wollte, und im Schreiben habe ich es plötzlich gefunden.
5.Hast du noch weitergehende Pläne was deine zukünftigen Veröffentlichungen angeht?
Ich habe sehr viele Pläne. Und jetzt, wo ich kostbarerweise
erfahren durfte, dass es eine Menge Menschen gibt, die lieben, was ich
tue, wird man mich keinesfalls mehr los.
6.Heute gibt es ja viele Trends, nicht nur im musikalischen
und modischen Bereich, sondern auch in der Welt der Bücher. Gibt es eine
Richtung, die dich besonders anspricht und wenn ja: Wieso?
Ehrlich gesagt bin ich nicht so der "Trend-Typ". Weder im
musikalischen Bereich noch im literarischen. Wenn mich etwas anspricht,
dann kaufe ich es mir, wenn nicht, dann nicht. Ein großer Hype um etwas
schreckt mich eigentlich meistens eher ab. Bestseller werden nicht
geschrieben, Bestseller werden gemacht.
7.Hast du ein Lebensmotto?
Du kannst die Welt nicht ändern, du kannst nur dich selbst ändern.
8.Welchen Anspruch stellst du an dich selbst beim Schreiben
und bei der Entwicklung deiner Figuren? Lässt du dem Ganzen freien Lauf,
oder planst du die Entstehung und den Weg den das Manuskript gehen soll
genau durch?
Ich stelle sehr hohe Ansprüche an mich selbst und bin ihnen noch
kein einziges Mal gerecht geworden. Ehrlich gesagt glaube ich auch
nicht, dass der Tag jemals eintreten wird. Sollte ein Schriftsteller zu
irgendeiner Zeit von sich selbst denken, dass er sein Handwerk perfekt
beherrscht, hat er in meinen Augen schon verloren. Das Lernen beim
Schreiben hört nie auf. Von Geschichte zu Geschichte reift man, lernt
dazu, aber es wird immer Luft nach oben geben.
Bevor ich anfange eine Geschichte zu schrieben, geht auf jeden
Fall eine Planung voraus. Wenn ich aus der Sicht eines Protagonisten
schreibe, muss ich ein Gefühl für die Person entwickeln. Das bekomme ich
erst, wenn ich sie kenne. Auch bei der Handlung, um Plotschwächen und
Logikfehler zu vermeiden, brauche ich eine Struktur. Die Planung findet
hauptsächlich in meinem Kopf statt und wird mit Stichpunkten in meinem
Notizbuch, auf Zetteln oder am PC notiert. (Klingt nach Chaos, ist auch
so.)
Ein nicht zu unterschätzender Teil kommt aber erst beim
Schreiben hinzu. Ich habe gemerkt, dass zu viel Organisation und perfekt
kontrolliertes Herangehen mich blockiert. Kreativität lässt sich nicht
in Ketten sperren, man muss sie atmen lassen, damit sie fließen kann.
9.Hast du irgendein literarisches Vorbild?
Kann ich so eigentlich gar nicht sagen. Es gibt viele
Schriftsteller, die ich bewundere, aber nie wegen Perfektion im Ganzen,
sondern wegen einzelner Sachen. Der eine schreibt besonders bildlich,
der andere kann gut Gefühle transportieren, ein wieder anderer kann
Geschichten phänomenal erzählen und ein wieder wieder anderer hat ein
unglaubliches Talent für realistische Charaktere. Es gibt aber
niemanden, wo ich sage: So will ich mal werden. Es ist eher so, dass ich
meinen eigenen, individuellen Weg gehe.
10.Wenn du einen Nachmittag mit einer Person des aktuellen Weltgeschehens verbringen dürftest, auf wen würde deine Wahl fallen?
Nach längerem Nachdenken fallen mir hier eigentlich nur Personen
ein, die bereits tot sind und somit aus dem aktuellen Weltgeschehen
ausgeschieden sind. Grundsätzlich unterhalte ich mich immer sehr gern
mit Menschen, die eine Geschichte zu erzählen haben und deren Worte
Substanz haben. Mit alle jenen würde ich mich gern für einen Nachmittag
unterhalten – gleichgültig welchen Bekanntheitsgrad oder welchen Rang
sie in der Gesellschaft besitzen.
Das Lesewelt-Team wünscht Carina noch weiterhin viel Erfolg, ehrliche und zufriedene Leser und noch eine Menge toller Ideen. ;)
Karin, Tasha und Vivian
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