Dienstag, 9. Oktober 2012

Carina Bartsch

Guten Abend,


die Newcomerin Carina Bartsch hat mir netterweise ein paar Fragen beantwortet. Ich bedanke mich ganz herzlich bei ihr und hoffe, ihr habt viel Freude mit dem Interview.
Here we go….



1.Du bist eine Jungautorin, die einen Schritt gewagt hat, für den viele nicht den Mut aufbringen würden. Du hast einen eigenen Verlag gegründet. Wie lange haben die Vorbereitungen gedauert, von der Idee, bis zur tatsächlichen Umsetzung?

Die Idee hatte ich schon seit mehreren Jahren im Hinterkopf. Im Frühjahr 2010 wurde aus der fixen Idee dann eine ernsthafte Überlegung. Ich setzte mich damit auseinander, begann zu recherchieren, erzählte Freunden und Familie davon und wollte deren Meinung wissen. Ende Sommer/Anfang Herbst 2010 war die Entscheidung gefallen. Nach einem Jahr Arbeit, im Herbst 2011, hielt ich zum ersten Mal das gedruckte Buch in den Händen.
(Rechnet man das Schreiben mit dazu, dauerte es vom ersten Satz bis zum gedruckten Buch 3 Jahre)

2.Mit dem Wissen, dass du heute hast, würdest du es heute genauso nochmal machen?

Auf jeden Fall. Die Entscheidung, den Schandtaten Verlag zu gründen, gehört mit Sicherheit zu den besten meines Lebens. Es läuft zehnmal besser als erwartet, die Resonanz ist überwältigend und alles hat sich bereits jetzt mehr als rentiert.

3.Warum gleich ein eigener Verlag und nicht einfach ein Ebook, so wie es die meisten praktizieren?
 
Ich nehme das Schreiben sehr ernst. Mir war immer klar, wenn ich ein Buch eigenhändig veröffentliche, dann richtig. Bei einem professionellem Lektorat angefangen, über das Layouten und Setzen, bis hin zum Druck und schließlich dem Gründen eines Verlags. Am Ende sollte ein Buch dabei herauskommen, das in jeder Buchhandlung der Welt ausliegen könnte und von anderen Verlagsbüchern nicht zu unterscheiden ist.
Es war ein langer und harter Weg, der mich viel Nerven kostete. Aber da ich ein Autodidakt bin und von Freunden immer wieder in meinem Vorhaben bestärkt wurde, habe ich mich bis zum Ende durchgebissen.
Dadurch, dass man bei jedem einzelnem Schritt der Entstehung dabei war und immer selbst Hand angelegt hat, entwickelt man eine ganze andere Bindung zum fertigen Buch. Ein Manuskript bei einem Verlag einzureichen und die restliche Arbeit den Fachleuten zu überlassen, ist damit nicht zu vergleichen.
4.Worin liegt für dich der besondere Zauber des Schreibens und wie bist du überhaupt dazu gekommen, dein Kopfkino in Form von Wörtern Wirklichkeit werden zu lassen?

Schreiben ist für mich die absolute Freiheit. Eine Welt ohne jegliche Grenzen. Nur mit der Kraft der Gedanken und der eigenen Vorstellungskraft kann man auf einem leeren Blatt Papier ein ganzes Universum entstehen lassen. Das geschriebene Wort ist eine Melodie, zaubert Bilder und weckt Gefühle beim Leser.
Ich liebe es, mir Charaktere auszudenken, mich in sie hineinzuversetzen und ihnen Leben einzuhauchen. Außerdem lernt man beim Schreiben nie aus. Es ist eine lange Reise, man steht niemals auf demselben Fleck und entdeckt immer wieder Neues. Jede Geschichte ist anders, jedes Projekt unterscheidet sich von dem vorangegangen, der Abwechslungsreichtum und die Möglichkeiten sind unendlich. Schreiben ist meine absolute Leidenschaft. Ich kann einfach nicht ohne.

Wie ich dazu kam, war purer Zufall und liegt inzwischen fast fünf Jahre zurück. Im Kopf hatte ich bis dahin schon öfter Geschichten gesponnen, aber nie den Schritt getan, sie tatsächlich aufzuschreiben. Damals las ich ein Buch, ein sehr Unbekanntes, dessen Ende mir nicht gefiel. In geistiger Umnachtung setzte ich mich an den PC und schrieb mein eigenes. So fing alles an und diesem Zufall bin ich wahnsinnig dankbar. Ich hatte in meinem Leben immer nach etwas gesucht, etwas, das ich immer tun wollte, und im Schreiben habe ich es plötzlich gefunden.

5.Hast du noch weitergehende Pläne was deine zukünftigen Veröffentlichungen angeht?

Ich habe sehr viele Pläne. Und jetzt, wo ich kostbarerweise erfahren durfte, dass es eine Menge Menschen gibt, die lieben, was ich tue, wird man mich keinesfalls mehr los.

6.Heute gibt es ja viele Trends, nicht nur im musikalischen und modischen Bereich, sondern auch in der Welt der Bücher. Gibt es eine Richtung, die dich besonders anspricht und wenn ja: Wieso?

Ehrlich gesagt bin ich nicht so der "Trend-Typ". Weder im musikalischen Bereich noch im literarischen. Wenn mich etwas anspricht, dann kaufe ich es mir, wenn nicht, dann nicht. Ein großer Hype um etwas schreckt mich eigentlich meistens eher ab. Bestseller werden nicht geschrieben, Bestseller werden gemacht.

7.Hast du ein Lebensmotto?

Du kannst die Welt nicht ändern, du kannst nur dich selbst ändern.

8.Welchen Anspruch stellst du an dich selbst beim Schreiben und bei der Entwicklung deiner Figuren? Lässt du dem Ganzen freien Lauf, oder planst du die Entstehung und den Weg den das Manuskript gehen soll genau durch?

Ich stelle sehr hohe Ansprüche an mich selbst und bin ihnen noch kein einziges Mal gerecht geworden. Ehrlich gesagt glaube ich auch nicht, dass der Tag jemals eintreten wird. Sollte ein Schriftsteller zu irgendeiner Zeit von sich selbst denken, dass er sein Handwerk perfekt beherrscht, hat er in meinen Augen schon verloren. Das Lernen beim Schreiben hört nie auf. Von Geschichte zu Geschichte reift man, lernt dazu, aber es wird immer Luft nach oben geben.

Bevor ich anfange eine Geschichte zu schrieben, geht auf jeden Fall eine Planung voraus. Wenn ich aus der Sicht eines Protagonisten schreibe, muss ich ein Gefühl für die Person entwickeln. Das bekomme ich erst, wenn ich sie kenne. Auch bei der Handlung, um Plotschwächen und Logikfehler zu vermeiden, brauche ich eine Struktur. Die Planung findet hauptsächlich in meinem Kopf statt und wird mit Stichpunkten in meinem Notizbuch, auf Zetteln oder am PC notiert. (Klingt nach Chaos, ist auch so.)
Ein nicht zu unterschätzender Teil kommt aber erst beim Schreiben hinzu. Ich habe gemerkt, dass zu viel Organisation und perfekt kontrolliertes Herangehen mich blockiert. Kreativität lässt sich nicht in Ketten sperren, man muss sie atmen lassen, damit sie fließen kann.

9.Hast du irgendein literarisches Vorbild?

Kann ich so eigentlich gar nicht sagen. Es gibt viele Schriftsteller, die ich bewundere, aber nie wegen Perfektion im Ganzen, sondern wegen einzelner Sachen. Der eine schreibt besonders bildlich, der andere kann gut Gefühle transportieren, ein wieder anderer kann Geschichten phänomenal erzählen und ein wieder wieder anderer hat ein unglaubliches Talent für realistische Charaktere. Es gibt aber niemanden, wo ich sage: So will ich mal werden. Es ist eher so, dass ich meinen eigenen, individuellen Weg gehe.

10.Wenn du einen Nachmittag mit einer Person des aktuellen Weltgeschehens verbringen dürftest, auf wen würde deine Wahl fallen?

Nach längerem Nachdenken fallen mir hier eigentlich nur Personen ein, die bereits tot sind und somit aus dem aktuellen Weltgeschehen ausgeschieden sind. Grundsätzlich unterhalte ich mich immer sehr gern mit Menschen, die eine Geschichte zu erzählen haben und deren Worte Substanz haben. Mit alle jenen würde ich mich gern für einen Nachmittag unterhalten – gleichgültig welchen Bekanntheitsgrad oder welchen Rang sie in der Gesellschaft besitzen.


Das Lesewelt-Team wünscht Carina noch weiterhin viel Erfolg, ehrliche und zufriedene Leser und noch eine Menge toller Ideen. ;)
Karin, Tasha und Vivian

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