Hallo,
ich begrüße euch alle zu unserem nächsten Interview. Die Autorin
Chris P. Rolls gibt sich heute die Ehre und wird uns einen kleinen
Einblick in ihren Kopf und ihre Welt gewähren.
Vielen Dank an dieser Stelle an dich liebe Chris und ich hoffe, die
Leser haben genauso viel Freude an dem Interview, wie ich sie hatte.
Fangen wir doch einfach mal an…
1.Du schreibst ja vorwiegend Geschichten in denen die Liebe
zwischen zwei Männern im Vordergrund steht und dieses Genre erfreut sich
wachsender Beliebtheit. Ich bin mir aber sicher, dass sich unter uns
auch eine Menge Slash-Jungfrauen befinden, die sich bisher ein wenig
gescheut haben eine solche Romanze zu lesen. Kannst du uns in zwei, drei
kurzen Sätzen, diese Scheu nehmen?
Liebe ist universell. Ob es zwischen Frau und Mann, Frau und Frau
oder eben Mann und Mann funkt - es sind die gleichen Gefühle.
Allerdings ist es für mich als Autorin einfach mehr Herausforderung,
mich zwei Männern gefühlsmäßig anzunähern und es gibt wesentlich mehr
Variationen der Story drumherum. Heteroliebe ist ein ziemlich breit
gewalztes Thema, ich finde Homoliebe und -erotik wesentlich
interessanter, weil es dazu noch keine Millionen Bücher gibt. Und:
eindeutig sind zwei Männer heißer als einer.
2.Ich habe festgestellt, dass unglaublich
viele Frauen unter den Autoren vertreten sind, die Gay-Romanzen und
Dramas schreiben. Ist der Anteil der weiblichen Autorinnen tatsächlich
so hoch und wenn ja, woran mag das liegen?
Nicht nur der Anteil an Autorinnen ist hoch, auch ist der
überwiegende Teil der Leser ist weiblich. Als Autor liegt es vermutlich
daran, dass Frauen allgemein besser Gefühle beschreiben können und
gesteigerten Wert darauf legen. Warum schauen die meisten Männer gerne
einen Porno an, Frauen hingegen lieber einen Liebesfilm? Ähnlich ist es
in der Literatur. Reine Sexgeschichten, sogenannte PWPs (Porn without
Plot) werden hauptsächlich von Männern geschrieben, Liebesgeschichten
und eben Homoerotik überwiegend von Frauen. Männer lesen evt. lieber
Femslash, also Homoerotik zwischen Frauen, Frauen eben Maleslash mit
zwei Männern.
Im Bereich der Mangas, die viele Jugendliche gerne lesen,
überwiegt ebenfalls der Anteil Boylove und die Leser sind überwiegend
Mädchen. Das zieht sich also durch die Generationen. Ich glaube auch,
dass hier noch ein großer Markt am Entstehen ist, eben weil es etwas
Neues ist.
Ich mag es, mich in einen Charakter hineinzufinden, der ich real nie sein könnte.
3.Du bewegst dich zielsicher durch verschiedene
Settings. Ob Historie oder Fantasy oder der ganz normale
realitätsbezogene Wahnsinn, nichts scheint dich aufhalten zu können.
Hast du ein Faible für einen bestimmten Rahmen, in dem dein Plot zum
Leben erwacht, oder ist es dir egal, in welcher Zeit und in welcher
Umgebung deine Geschichten spielen?
Ich bevorzuge eindeutig Fantasy. Die meisten meiner Storys auf der
Festplatte, die noch auf ihre Vollendung warten, sind Fantasy.
Tatsächlich habe ich erst vor etwa zwei Jahren mit Romanzen in realem
Setting begonnen und die Resonanz hat mich ziemlich überrascht.
Bei Fantasy liebe ich die unendlichen Möglichkeiten: Ich
erschaffe eine komplett neue Welt mit eigenen Gesetzen, Geschichte,
Kulturen, Moralvorstellungen, Geographie, Göttern, Maßeinheiten oder
Zeitsystem. Das kommt meiner übersprudelnden Fantasie am meisten
entgegen.
Ich liebe auch historische Settings, weil sie mit Recherche verbunden
sind und ich dabei viel über die jeweilige Zeit lernen kann. Auch eine
Art fremde Welt, in die ich mich als Autor einfinden muss. Solche
Herausforderungen mag ich.
Bei den realen Storys reizt mich besonders das Zwischenmenschliche und
hier neue Aspekte, neue Ideen einzubringen, ggf. auch mal ein Klischee
zu sprengen. Und die stehen bei mir gerne unter dem Punkt: erwarte das
Unerwartete. Bei diesen Geschichten liegt der Schwerpunkt aber
zwangsläufig mehr auf der Beziehung, denn die „Welt“ drumherum ist uns
allen hinreichend bekannt, somit weniger Aufwand für mich als Autor.
4. Du schreibst ja wie viele Autoren unter einem Pseudonym.
Manche haben sogar mehrere, um die Genres zu trennen. Wird in absehbarer
Zukunft noch eine weitere Persönlichkeit das Licht der Welt erblicken,
die dich dann durch dein schriftstellerisches Leben begleitet, oder
bleibst du vorerst nur Chris?
Eine gute Frage, die ich mir auch schon gestellt habe. Das
Pseudonym Chris P. Rolls wird für den homoerotischen Bereich in jedem
Fall bleiben. Sollte ich für einen anderen Bereich, z.b. Jugendbücher,
schreiben, nutze ich evt. ein anderes. Wobei ich kein großes Geheimnis
aus meiner Schreiberei mache. Zu viele Pseudonyme verwirren nur.
5. Kritik. Jeder von uns kennt sie, manche schätzen sie,
andere gehen ihr aus dem Weg und stecken den Kopf in den Sand, bis sie
ungehört verhallt. Was ist deiner Meinung nach der richtige Weg, um mit
Kritik umzugehen und sie auch richtig umzusetzen?
Lesen, sacken lassen, überlegen, wo ein Körnchen Wahrheit drin
steckt und entweder annehmen oder verwerfen. Kritik, die sachlich und
höflich formuliert wird, kann man sich immer gerne zu Herzen nehmen.
Solche, die geschrieben werden, damit der Schreiber sich selbst
aufwertet oder die Gelegenheit nutzt, im scheinbar anonymen Internet
verborgen, verbale Schläge auszuteilen, zeugen meist von wenig Geschick.
Wer mit Worten umgehen kann, kann dies auch höflich und sachlich tun.
Natürlich ärgert man sich darüber, aber ernst nehmen darf man so etwas
nicht. Lesen, schlucken, lachen und weitermachen kann ich da nur jedem
raten.
6.Es gibt ja diese sogenannten Druckkostenzuschussverlage,
die vertrauensvollen Jungautoren Hoffnungen machen, unausgereifte
Manuskripte drucken und ihnen das Blaue vom Himmel herunterlügen,
solange nur genügend Bares fließt. Bist du solchen schwarzen Schafen auf
deiner Suche nach einem Verlag ebenfalls begegnet?
Ich hatte enormes Glück, direkt von einem seriösen Verlag
angesprochen zu werden. Im Zuge der Veröffentlichung hatte ich mich
daraufhin gründlich im Internet informiert, wo ich rasch auf diese DKZV
stieß. Ich würde niemals bei einem solchen Verlag veröffentlichen und
kann jedem nur davon abraten. Oft sind die Kosten auch versteckt und man
muss genau hinsehen, wenn z.b. eine bestimmte Anzahl an Büchern
abgenommen werden muss. Wann immer man dafür zahlen muss, dass sein Buch
gedruckt wird, in welcher Weise auch immer, Finger weg.
7. Dann eine Frage, die wohl viele interessieren wird. Wird
es nach dem ersten veröffentlichen Buch leichter, sein neues Manuskript
unterzubringen, oder bleibt es ein harter Weg?
Für mich war es leichter und ich glaube, man gewinnt mit jeder
Veröffentlichung an Selbstbewusstsein. Wer anfängt, sollte schauen, ob
er in Anthologien erscheinen kann, das ist ein guter Start. Ein
kompletter Roman ist weitaus schwieriger zu schreiben und
unterzubringen. Mir hat das Schreiben auf öffentlichen Plattformen sehr
geholfen, weil es dort gute und oft auch sachliche, kritische
Rückmeldungen gab.
8.Viele Autoren werden mittlerweile von Literaturagenten
vertreten. In Amerika ist das eine schon längst gängige Praxis und auch
in Deutschland wird dieses Modell der Autorenbetreuung immer häufiger
genutzt. Wirst du auch von einer Agentur vertreten, oder kommt das für
dich nicht in Frage?
Bislang nicht und ob es irgendwann infrage kommt, kann ich noch
nicht sagen. Für mich ist Schreiben kein Hauptberuf und in dem
Genrebereich ist die Wahrscheinlichkeit, Bestseller zu schreiben eher
gering. Mit zunehmendem Erfolg mag das anders aussehen, aber da sehe ich
mich persönlich noch sehr lange nicht.
9. Welchen Ratschlag kannst du einem angehenden Autor mit auf
den Weg geben, wenn er versuchen will, sein Manuskript unter die Leute
zu bringen?
Lernen, lernen, lernen und schreiben. Man wird mit jeder
Geschichte besser. Mir hat das öffentliche Schreiben viel geholfen und
ich kann es jedem nur empfehlen, auch, um sich eine Basis an Lesern
aufzubauen. Es ist unglaublich motivierend, Rückmeldungen zu bekommen
und zu sehen wie eine Story wächst. Der Stil muss entstehen, man muss
sicher werden und dazu hilft einfach viel schreiben und sich auch an
Neues heranwagen. Austausch mit anderen Autoren ist unglaublich
hilfreich, da hilft z.b. Facebook sehr.
10.Und auch für dich die Frage: Mit welcher Person aus dem aktuellen Zeitgeschehen würdest du gerne einen Nachmittag verbringen?
Schwierige Frage, aber das reizvollste wäre vermutlich Peter
Jackson. Ich glaube, wir könnten stundenlang wunderbar Ideen zu
Fantasystorys und -filmen spinnen.
Liebe Chris, ich danke dir für dieses wunderbare Interview.
Möge dir deine Muse immer gewogen bleiben und deinen Lesern noch viele
Bücher von dir bescheren.
Herzlichst, dein Lesewelt-Team
Link zum Facebook-Interview: Chris P. Rolls
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